Syntropische Landwirtschaft

Der Begriff der Syntropischen Landwirtschaft beschreibt ein System klima- und biodiversitätsfreundlicher, nachhaltiger Anbautechniken und ist wesentlich geprägt vom Vorreiter Ernst Götsch. In seiner Tätigkeit als Landwirt und Forscher beobachtet der gebürtige Schweizer bereits seit den frühen 80er Jahren die Reaktion der Natur auf die Bewirtschaftung von Flächen.

Die mittel- und langfristigen Auswirkungen erforscht Götsch stets im Gesamtkontext. Nach seiner Philosophie sind Unkräuter oder Schädlinge nicht ohne Zweck. Wichtig ist nur zu erkennen, welches Defizit der vermeintliche Schädling gerade ausgleicht.

Mit diesem Bewusstsein entsteht ein anderer Blickwinkel auf das ganzheitliche Ökosystem. Götschs Überlegungen vereinen sich im Konzept der Syntropischen Landwirtschaft – eine Methode, in der neue, systematische Anbaumethoden mit naturnahen Prozessen kombiniert werden.

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Gezieltes menschliches Handeln unterstützt und beschleunigt dabei natürliche Prozesse und führt zu höherer Vitalität und weiteren Vorteilen. Mit langfristig geplanten Reihensystemen wird die Kultur, wie auch Bäume, Sträucher und Tiere, eingesetzt. Die so in Reihen angelegten, hochdiversen Flächen werden über Jahrzehnte unter verschiedensten Hauptnutzungsschwerpunkten betrieben.

Dabei werden gezielt die Synergien der Natur genutzt, die in der konventionellen Landwirtschaft nicht in dem Umfang beachtet werden. Die Grenzen zwischen Ackerbau Forstwirtschaft und Weidemanagement verschmelzen zu einem Konzept – der Syntropischen Landwirtschaft.

Phase 1
Sonnenblumen oder andere einjährige Kulturen werden für den initialen Start des Systems benötigt, damit unter den rauen Bedingungen der Anfangsphase die eigentlichen Kulturen geschützt gedeihen können.

Zwischen den Baumreihen kann neben Gras auch Getreide oder Mais angebaut werden. Unabhängig vom Anbau ist danach zu streben, dass möglichst viele Kulturen miteinander wachsen. Daher besteht ein Getreidefeld aus drei Ebenen. Die unterste Ebene bildet das Klee-Gras, gefolgt von hohem Getreide einer alten Sorte. Darüber wächst schließlich noch ein Langstrohgetreide.

Phase 2
Unter dem Schutz der Sonnenblumen konnten die Pappeln sehr gut zu den höchsten Kulturen heranwachsen.

Neben den Baumreihen wird zu deren Schutz der Boden dauerhaft mit Biomasse bedeckt, welche stetig verrottet. Durch die dauerhafte Abdeckung bleibt der Bereich auf natürliche Art frei von Unkräutern.

Phase 3
Mit dem Erreichen der Systemgröße von 5,5m wird die Pappel geköpft. Dadurch wird der Baum am Wachstum in der Höhe begrenzt. Das Ziel ist es, durch jährliches Köpfen einen soliden Stamm für die Nutzholzgewinnung zu erzeugen. Die Mutterbäume bieten damit neben der Verwertung des Stutzmaterials auf dem Feld auch die Nutzung des Holzes.

Phase 4
Unter den Mutterbäumen können die Fruchtbäume gedeihen. Sie bringen dem System neben der erweiterten Vielfalt auch zusätzliche Einnahmequellen.

In der dritten Ebene sind Sträucher wie Sanddorn oder Maulbeeren zu finden. Die dadurch erzeugte Beerenproduktion ist ein weiteres wirtschaftliches Standbein in der Syntropischen Landwirtschaft.

Auf Bodenhöhe ist nun die letzte Ebene zu sehen, hier können Kräuter und Gemüse hervorragend wachsen.

Ohne wendende Bodenbearbeitung bleiben die Schichten im Boden erhalten. Zudem werden wichtige Botschaften und auch Mineralien durch Mykorrhiza Pilze an die anderen Kulturen weitergegeben.

Durch Klicken der Nummerierungen auf der Grafik, erfahren Sie noch mehr über die natürlichen Zusammenhänge der Syntropischen Landwirtschaft.

Die Grafik zeigt ein modernes Agroforstsystem nach den Vorstellungen von Ernst Götsch.
Die eingesetzten Pflanzen können dabei standortspezifisch variieren, aufgrund des Klimawandels können auch gebietsfremde Arten eingebunden werden.

Im Wesentlichen sind die Syntropischen Systeme hochdiverse Agroforstsysteme, die um die Besonderheit des gesamtheitlichen Systemgedankens und der autarken Philosophie erweitert werden. Die komplexen Kreisläufe zwischen der Kultur, Sträuchern und Bäumen werden durch den Landwirt unterstützt und beschleunigt.

In der Grafik ist der Verlauf einer syntropischen Plantage zu sehen. Beim Anlegen wird jede Kultur innerhalb der Baumreihen einmalig gepflanzt. In den ersten Jahren (links) sind verstärkt Pionierpflanzen zu sehen. Die ebenfalls eingepflanzten Systempflanzen können im Schutz der Pioniere gedeihen, bevor diese später teilweise entfernt werden. Innerhalb der Baumreihen sind bis zu vier Ebenen geplant, in denen unterschiedlichen Kulturen für diverse Verwendungszwecke etabliert werden.

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Die Kräuter, Beerensträucher, Obstbäume und Werthölzer bilden die vier Schichten. Letztere sind dabei besonders spannend, denn das Holz der einjährigen Triebe wird gehäckselt und dem Zwischenbereich zugeführt, um darin den Holzfaseranteil zu erhöhen.
Zum gegenseitigen Austausch wird ein Teil der Kultur im Zwischenbereich zu den Baumreihen gebracht und dort ebenfalls zu Humus weiterverarbeitet. Die in der Grafik abgebildeten Kulturen im Zwischenbereich sind ebenfalls mehrschichtig aufgebaut. So folgen über der Untersaat zwei unterschiedliche Kulturen, die in verschiedenen Höhen wachsen.

Was sind die
Vorteile?

  • Resilienz gegenüber Natureinflüssen
    Durch aktiv gefördertes Bodenleben entsteht ein gesunder, schwammartiger Boden, der optimal für die Pflanze sorgt und ihr nährstoffreiches Futter anbietet. Dadurch haben Schädlinge keine Chance.
  • Vitalere Pflanzen
    Durch die Vielfalt der Pflanzen und die Anpassung der Flora und Fauna an den jeweiligen Standort können Defizite ausgeglichen werden und bessere Nährstoffkreisläufe entstehen.
  • Zunehmender Ertrag
    Durch das Anpflanzen von Bäumen und mehrjährigen Kulturen nimmt der Ertrag mit jedem Jahr zu. Dadurch wächst auch die Stärke des Feldes an sich.
  • Wirtschaftliche Sicherheit
    Die Kombination mehrerer Pflanzen resultiert in einer sukzessiven Ernte sowie gesteigerter Absicherung gegen Ertragseinbußen durch Ernteausfälle und Preisschwankungen einzelner Erzeugnisse.
  • Sinnstiftung und Selbstverwirklichung
    Die auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Arbeit mit der Natur führt oft auch zu einer positiven Persönlichkeitsentwicklung beim Landwirt. Dies spiegelt sich in verstärkter Motivation, höheren Zufriedenheit sowie verbesserter körperlicher und geistiger Gesundheit wider und tut unserer Erde gut.